Mittwoch, 26. Januar 2011

Cyber-Mobbing

Die Frankfurter Polizei hat am Dienstag vor der neuen Internet- seite gewarnt.
Weltweit werden dort Menschen angestiftet, Gerüchte über ihre Mitmenschen zu verbreiten. Noch sind der Polizei die Hände ge- bunden: Bisher liefen alle Beschwer- den (ein gutes Dutzend in der vergangenen Woche) unter der Rubrik "Beratungsgespräche", sagte Sprecher Alexander Kießling: "Wir haben noch keine Anzeigen vorliegen." Erst, wenn ein gemobbter Schüler Anzeige erstattet, beispielsweise wegen Verleumdung oder Beleidigung, könne das Internetkommissariat tätig werden. Die Kollegen würden dann versuchen, an den Urheber der Seite heranzukommen. Die Seite wirbt damit, dass die Einträge nicht nachverfolgt werden können: "Ihr seid 100% anonym (...) weil wir keine IPs speichern egal ob ein Polizist, ein Lehrer/Direktor oder ein Anwalt anfragt", heißt es dort. Vor allem Schüler nutzen das neue Angebot. Rund 60 hessische Schulen sind auf der Internetseite bereits aufgelistet – und täglich werden es mehr. Das Prinzip: Jeder Nutzer kann für eine beliebige Schule ein öffentliches Verzeichnis erstellen, in welches dann alle anderen Nutzer kleine Nachrichten schreiben können. Völlig anonym, garantieren die Betreiber der Internetseite, die ihren Sitz laut Impressum in Neuseeland hat. Vergangene Woche schickte der Leiter der Frankfurter Wöhlerschule, Norbert Rehner, einen Brief mit einem Hilferuf an die Eltern. Darin warnt er, die Internetplattform begünstige Mobbing. Er schreibt: "Darin werden Jugendliche geradezu ermuntert, andere zu mobben, zum Beispiel, indem garantiert wird, dass Absender beziehungsweise Verfasser durch Verschlüsselung nicht zurückverfolgt werden können, also auch Anzeigen ins Leere laufen. Dazu kommt, dass es offensichtlich überhaupt keinen Filter oder irgendwelche Beschränkungen gibt." Weiter heißt es in dem Elternbrief, "die Jugendlichen können also völlig unbesorgt alles Mögliche, selbst die übelsten Behauptungen über Mitschüler und Mitschülerinnen aufstellen und machen auch Gebrauch davon, leider auch an unserer Schule." In den Einträgen zur Wöhlerschule sollen beispielsweise zwei Mädchen als "die größten Schlampen auf der ganzen Schule" bezeichnet worden sein. Andere Nutzer riefen auf der Internetseite zu Abstimmungen über die hässlichsten Schüler der Klasse auf. Mehrere betroffene Schüler aus den Jahrgangsstufen neun und zehn seien bereits zur Schulleitung gekommen mit der Bitte, etwas zu unternehmen. In dem Brief rät der Schulleiter den Eltern, sich mit ihren Kindern über das Thema Mobbing zu unterhalten. Er habe dem staatlichen Schulamt sowie dem Frankfurter Jugendamt über die Missstände berichtet und gebeten, "dringend alles zu versuchen, damit die Sperre dieser Webseite erreicht werden könne." Auch die Stadt Frankfurt selbst nimmt das neuartige Internet-Mobbing nicht auf die leichte Schulter. Bei einem extra anberaumten Elternabend im Februar will sie Interessierte über Cyber-Mobbing aufklären. Dazu hat sie Fachleute aus dem Bereich Jugendschutz und Mobbing-Prävention eingeladen.



26.01.2011

.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen