Montag, 7. Februar 2011

Lästerportal wieder online

Das Internetportal, auf dem Schüler anonym übereinander lästern können, ist nach einwöchiger Pause wieder da. Der Betreiber gibt an, mit der Seite auf einen sicheren, schwedischen Provider gewechselt zu sein. Inzwischen ist die Zahl der kritischen Kommentare stark gestiegen. Viele betroffene Schüler hatten gehofft, das Lästerportal bleibe für immer abgeschaltet. Doch der Betreiber hat seine Ankündigung wahrgemacht und das unmoralische Angebot wieder ins Netz gestellt. Seit Freitag können die jungen Nutzer wieder anonym über andere herziehen. Und sie tun es: In einer Sprache, die mit Anstand in vielen Fällen nichts zu tun hat, lästern sie über Lehrer und Mitschüler und schrecken nicht einmal davor zurück, deren Vor- und Nachnamen und in welche Klasse sich die oder der Betroffene befindet zu nennen. "Willkommen in Schweden, wir sind wieder da!“, grüßt der unbekannte Betreiber, nach dem die Strafverfolger mit Hochdruck suchen, auf der Startseite des Portals. Am Abend des 28. Januar hatte er die Mobbingseite aus dem Netz genommen, die erneute Freischaltung aber schon angekündigt. Hintergrund der einwöchigen Pause war offenbar der Wechsel von einem US-amerikanischen zu einem sichereren, schwedischen Provider. Letzterer werde das Lästerportal "juristisch bis aufs Blut“ verteidigen, war während der Unterbrechung zu lesen. Der Betreiber der Schmähseite nutzt, wie berichtet, die Provider im Ausland, um sich dem Zugriff der deutschen Strafverfolger zu entziehen. Die Ermittlungen, koordiniert von Günter Wittig, Leitender Oberstaatsanwalt in Frankfurt, laufen seit Tagen. Um an Daten aus dem Ausland zu kommen, muss aber der relativ komplizierte Weg der Rechtshilfe –der Kooperation mit ausländischen Behörden– gewählt werden. Ein Problem dabei ist, dass das Betreiben der Seite aus ausländischer Perspektive womöglich gar keine Straftat darstellt. Die Polizei rät von Lästereien betroffenen Kindern und Jugendlichen weiterhin, eine Strafanzeige gegen Unbekannt zu erstatten –wegen übler Nachrede, Verleumdung oder Beleidigung. Experten für Internet-Mobbing warnen Opfer außerdem davor, mit eigenen Kommentaren auf die Angriffe zu reagieren; denn damit signalisierten sie, dass sie sich die Lästereien zu Herzen genommen hätten. In den Reigen der fiesen Kommentare auf der Mobbing-Seite mischen sich unterdessen immer mehr Stimmen, die an das Gewissen appellieren und zum Boykott des Portals aufrufen. Einträge wie "Zeigt der Welt, dass Mobbing keinen Platz hat“ sind keine Seltenheit mehr. "Wie armselig müssen manche Menschen sein, um ihre eigenen Freunde im Internet bloßzustellen?“, fragte ein Nutzer von der Schule am Ried in Frankfurt. Und: "Werdet mal reifer im Kopf und überlegt erst mal, was ihr hier tut, bevor ihr sowas hier reinschreibt.“ Auch andere Strategien, potenzielle Nutzer abzuschrecken, sind zu finden: Ein Schreiber behauptet, dass die Internetseite inzwischen gehackt, die Anonymität also nicht mehr gewährleistet sei; ein anderer kündigt an, dass gegen jeden, der jetzt noch etwas tippe, Anzeige erstattet werde. Manche Nutzer versuchen sogar, den Betreiber persönlich in Angst und Schrecken zu versetzen: "Ich weiß, wer die Gründer sind“, schreibt einer der Kommentatoren – mit der Polizei hat er sein Wissen anscheinend aber noch nicht geteilt. Die Seite muss vom Netz, hier ist unsere Politik gefordert!

07.02.2011


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