Montag, 29. November 2010

Jüdische Hochzeit

Der Hochzeitstag wird in orthodoxen Kreisen besonders gern auf einen Dienstag gelegt, da in der Bibel über den 3. Schöpfungstag die Worte "ki tow", "und G´tt sah, dass es gut war" wiederholt werden. Allerdings ist das Heiraten zwischen Pessach und Schawuot verboten, da diese Zeit teilweise als Trauerzeit gilt, in der Eheschließungen eben verboten sind. Die Eheschließung bedeutet für Braut (kala) und Bräutigam (chatan) einen Neubeginn, den Anfang einer Reise.
Die Braut geht vor der Eheschließung in die Mikwe (Ritualbad) und taucht sich darin ganz unter. Am Hochzeitstag fastet das Paar bis nach der Trauungszeremonie, um sich würdig auf das Ereignis vorzubereiten. Die Trauung wird von einem Rabbiner durchgeführt, der sich in den Vorschriften für die Eheschließung auskennt. Die Trauung kann überall geschehen; im Freien genauso wie in der Synagoge oder in einem gemieteten Hochzeitssaal. Erwähnen möchte ich, dass unserer Gemeinde in Frankfurt   folgende große und exklusive Hotels, das „Marriott“, das  „InterContinental“ und das „Kempinski“ (in Gravenbruch) entgegengekommen sind und  unseren Bedingungen für das streng-koschere Feiern von Hochzeiten und Simches entsprochen haben. Auch das „Fleming’s“ in Frankfurt steht für verschiedene koschere Veranstaltungen zur Verfügung. Zu diesem Zweck haben die Hotels spezielle, voll ausgerüstete Küchen einrichten lassen, die ausschließlich für das Feiern von koscheren Simches und anderen Ereignissen unter Aufsicht des Rabbinats vorgesehen sind. Das Restaurant „Sohar’s“ bietet für das Hotel „Frankfurter Hof“ und für das „Hilton“ Frankfurt ein koscheres Catering an, wobei vom Essen bis zum Geschirr alles komplett ins Hotel geliefert werden kann. Bei der Hochzeit ist ein Minjan erwünscht, d.h. es sollen wenigstens zehn jüdische Männer zum Gebet anwesend sein. Ferner sind zwei männliche Trauzeugen vorgeschrieben, die nicht mit dem Brautpaar verwandt sein dürfen. Bei der Trauung steht das Paar unter der Chuppa, dem Traubaldachin, der aus einem Gebetsmantel oder weißem Tuch von Freunden auf vier Stöcken über dem Paar hochgehalten wird. Obwohl das Wort Chuppa ursprünglich "mit Girlanden schmücken" bedeutet, wollen die Juden hiermit auch an die alten Israeliten erinnern, die noch in Zelten lebten, sowie an die Beduinen, welche für das Brautpaar ein besonderes Zelt errichteten. Unter dem Baldachin trägt der Bräutigam ein einfaches weißes Kleid, ein Ausdruck von Reinheit, was den Mann ebenso an Ehrlichkeit im neuen Lebensabschnitt erinnern soll. Die Braut dagegen verhüllt ihr Gesicht mit einem Schleier, der ihr vollstes Vertrauen in ihn zeigt. Im ersten Teil der Zeremonie, der Erussin (Angelobung), spricht der Rabbiner den Segen über einen Becher Wein. Dann folgt im Beisein der zwei Zeugen der eigentliche Rechtsakt: Der Mann streift der Frau einen Ring auf den Zeigefinger der rechten Hand und sagt dabei „Durch diesen Ring bist du mir angelobt nach dem Gesetz Moses und Israels!“ Anschließend verliest der Rabbiner die Ketubba, den Ehevertrag, der kurz vor der Trauung im Beisein der Zeugen ausgefüllt wird, indem man u.a. die Summe einsetzt, die im Falle einer Scheidung – G´tt verhüte – der Ehemann seiner Frau zu zahlen hat. Mit der Ketubba verpflichtet sich der Mann seine Frau zu ehren, zu kleiden, zu ernähren und ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Schwiegermutter des Bräutigams verwahrt den Ehevertrag bei sich zu Hause auf, damit der Ehemann ihn im Ernstfall nicht vernichten kann. Nach dem Vorlesen händigt der Bräutigam der Braut den Ehevertrag aus. Darauf folgt die eigentliche Eheschließung (Nissuin) indem der Rabbiner die Schewa Barachot, die sieben Hochzeits-segenssprüche spricht, was gerne auch auf Verwandte und Freunde übertragen wird. Danach trinkt das Brautpaar einen Schluck Wein und der Bräutigam zertritt mit dem rechten Fuß ein Glas, um auch im Augenblick größter Freude an die Zerstörung Jerusalems und des Tempels zu erinnern. Zugleich mahnt es aber auch die Menschen, heitere Moment durch nüchterne Gedanken dämpfen zu müssen. Sobald das Glas zertreten ist, rufen alle Gäste „Masel tov!“, was „viel Glück“ bedeutet. Formal muß dann das Paar einige Zeit für sich allein privat überlassen bekommen – bekannt als "Jichud" – bevor die Feierlichkeiten beginnen. Nun wird gesungen und getanzt, gegessen und getrunken. In Israel gibt es bei Hochzeiten im Durchschnitt 400 bis 800 Gäste. Man mietet einen Hochzeitssaal, meistens in einem Hotel, das auch für die Menüs und Getränke sorgt. Hier taucht die Frage auf: Wer soll das bezahlen? Abends um 19 Uhr ist meist Einlass (die Zeiten können variieren) in den Festsaal. Die Gäste werden am Eingang von den Eltern der Braut und des Bräutigams begrüßt. Zwischen ihnen steht ein „Tresor" mit Zahlenschloss und Einwerfschlitz. Nach den Küsschen rechts und Küsschen links wirft man einen Umschlag in den Tresor. Je höher die Zahl der teilnehmenden Familienmitglieder, desto höher ;-) der zu erwartende Betrag. Man setzt sich, genießt die Vorspeisen und freut sich über Freunde, die man trifft. Gegen 21 Uhr trifft das Brautpaar ein. Dann wird die Trauung vollzogen. Danach wird weitergegessen, gesungen und getanzt, bis pünktlich um 24 Uhr Israels Nationalhymne ertönt und die Feier beendet. Während der Feier hat man den Tresor in die Hochzeitssuite des Brautpaares gebracht. Ja, und was macht das frisch vermählte Brautpaar in der ersten Nacht? Es zählt ;-) das Bargeld und die Schecks!   Noch eine Anmerkung: Nach dem Talmud gilt die Ehe als heiliger Vertrag, dessen Auflösung ein unfrommer Akt wäre.



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