Montag, 8. November 2010

Gedenken an Pogromnacht

Am 9. November soll in der Paulskirche in einer feierlichen Stunde an die Pogromnacht 1938 erinnert werden. Über die Wahl des Hauptredners, Alfred Grosser, ist nun ein großer Streit zwischen der Stadt Frankfurt und der Jüdischen Gemeinde entbrannt. Der Zentralrat lehnt den eingeladenen Publizisten Alfred Grosser ab. Grosser, ein herausragender französischer Intellektueller mit deutsch-jüdischen Wurzeln und Geburtsort Frankfurt, hat sich von der Nachkriegszeit bis heute für die deutsch-französischen Beziehungen eingesetzt und war einer der intellektuellen Wegbereiter im Vorfeld des Elysée-Vertrags. Bei zahlreichen Reisen und Vorträgen in Deutschland und Frankreich hat er an der Aussöhnung der Nachbarländer mitgewirkt und sie gefestigt. Grosser ist aber auch bekannt als Freund kritischer Worte. Er habe den Zentralrat der Juden in Deutschland pauschal beschimpft und den Begriff der "Moralkeule" von Martin Walser, den dieser bei einer Festrede in der Paulskirche verwendet hatte, ausdrücklich verteidigt. Über diesen Begriff war Walser 1998 bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels mit dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, in Streit geraten. Grosser vertrete "in den letzten Jahren zunehmend Positionen, die für uns unannehmbar sind", hieß es in unserer Gemeindeerklärung. Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, forderte Oberbürgermeisterin Petra Roth dazu auf, Grosser wieder auszuladen. Kramer warf Grosser vor, er vergleiche "seit Jahren den Holocaust mit der heutigen Situation der palästinensischen Bevölkerung".
Dem Magazin «Focus» sagte Kramer: "Ich halte es von einer Stadt, die Bubis angeblich in ihr Herz geschlossen hat, für pietätlos, Grosser an diesem Datum und an diesem Ort sprechen zu lassen."
OB Petra Roth äußerte auf Nachfrage, einiger Medienvertreter, dass an der Einladung von Alfred Grosser selbstverständlich festgehalten wird. Die Jüdische Gemeinde in Frankfurt, ungeachtet ihrer Bedenken, wird an der Gedenkveranstaltung mit Alfred Grosser auch teilnehmen, denn für uns Jüdinnen und Juden, ist die Würde dieses Gedenktages wichtiger, als persönliche Befindlichkeiten.

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