Mittwoch, 9. Februar 2011

EZB kündigt Baresel

Die Europäische Zentralbank trennt sich von einem ihrer Bauunternehmen. Ob der Zeitplan für den Neubau auf dem Areal der Frankfurter Großmarkthalle eingehalten werden kann, ist fraglich - wieder einmal. Wie die EZB am Dienstagmittag bestätigte, wurden die Verträge mit dem Bauunternehmen Baresel gelöst. Baresel wird noch den Rohbau des neuen Doppelturms bis zum Erdgeschoss fertig stellen, also das Untergeschoss und die Tiefgarage für die Mitarbeiter. Für die anschließenden Bauabschnitte wird jetzt ein neues Unternehmen gesucht. Eine EZB-Sprecherin sagte nur: "Das Stuttgarter Unternehmen will seine Kapazitäten anscheinend auf andere Baustellen konzentrieren. Deshalb beenden wir die Zusammenarbeit nun." Bereits am Montag hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, dass es bei dem Bau schon früher Komplikationen gegeben habe. Das Blatt zitierte Frankfurts Baudezernent Edwin Schwarz mit den Worten: "Ich habe aber keine Hinweise, dass es zu ernsten Verzögerungen kommt." Nach dem Ende ihrer Zusammenarbeit haben sich sowohl die EZB als auch Baresel auf Stillschweigen verpflichtet. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hieß es jedoch gestern, die EZB sei mit der Qualität der Arbeiten nicht zufrieden gewesen. Es habe unter anderem "ernste Probleme" an der Bodenplatte für die Doppeltürme gegeben. Allerdings sei auch der von der EZB festgesetzte Preis für den Rohbau in der Branche als wenig realistisch betrachtet worden. Laut FAZ-Informationen hat das Unternehmen noch nie ein Hochhaus gebaut. Die EZB möchte nichts Negatives über das Unternehmen sagen: "Wir haben uns geeinigt und wir möchten, dass alle Vertragspartner zufrieden sind." Gebaut werden soll ein 185 Meter hoher, in sich verdrehter Doppelturm, der mit der denkmalgeschützten alten Markthalle verbunden wird. Das Stuttgarter Unternehmen Baresel hatte den Zuschlag für den 54,6 Millionen Euro teuren Rohbau des Hochhauses erhalten. In der Baubranche wurde der Preis als unrealistisch niedrig bewertet. Die EZB hatte von Anfang an scharf kalkuliert. Der Neubau soll auf keinen Fall mehr als 500 Millionen Euro kosten. Dazu wurde der Auftrag gestückelt und verschiedene Teilaufträge einzeln ausgeschrieben. Der Rohbau ab dem 1. Stock muss jetzt neu ausgeschrieben werden. Aber zu welchem Preis? Üblicherweise kann ein Unternehmen mehr verlangen, wenn es fliegend eine Baustelle übernimmt. In den letzten Wochen hatte sich nicht mehr viel getan auf der Baustelle im Frankfurter Ostend. Das neue Bauunternehmen wird versuchen, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Die EZB hält bisher an ihrem Zeitplan fest: 2013 soll die neue Euro-Zentrale fertig werden, für 2014 ist der Umzug geplant.

09.02.2011
  
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